Artikel erschienen in Hallo Sonntag am 19.01.2014
CDU und Grüne wünschen sich neue Impulse für die Stadt Moringen und haben sich deshalb bewusst für eine Bürgermeisterkandidatin entschieden, die nicht aus der eigenen Verwaltung kommt. Frau Müller-Otte bringt als Diplomverwaltungsbetriebswirtin eine hervorragende fachliche Qualifikation mit, betont Gerhard Ude vom Stadtverband der CDU. Verbunden mit ihren Erfahrungen aus der Wirtschaftsförderung, macht sie dies zur idealen Besetzung, ergänzt er. „Frischen Wind im Rathaus“, wünscht sich auch Elke Krause von den Grünen. Frauen sind bisher an verantwortlicher Stelle in der Moringer Verwaltung unterrepräsentiert. „Das wird sich mit Frau Müller-Otte als Bürgermeisterin ändern,“ hofft Krause. Daraus eröffnen sich in einer sich verändernden Gesellschaft neue Perspektiven für die Stadt.
Für beide ist es außerdem wichtig, dass die Bürger in einer Demokratie auch eine Wahl haben.
Was hat Sie bewogen, sich als Bürgermeisterkandidatin aufstellen zu lassen?
Nach meinem Studium zur Diplomverwaltungswirtin habe ich verschiedene zentrale Aufgaben beim Landkreis Göttingen wahrgenommen. Schon damals habe ich gerne die Initiative ergriffen, organisiert und kreative und übergreifende Aufgaben übernommen. Wegen meiner Kinder war ich einige Jahre teilzeitbeschäftigt und ehrenamtlich im Vorstand des Mütterzentrums Nörten-Hardenberg engagiert. Seit geraumer Zeit suche ich jedoch nach einer neuen beruflichen Aufgabe. Von Seiten der CDU ist die Anfrage an mich herangetragen worden, parteilose Bürgermeisterkandidatin für Moringen zu werden. Die Entscheidung fiel mir nicht schwer. Bürgermeisterin einer ländlich geprägten Kommune zu sein ist eine spannende und vielseitige Herausforderung. Es freut mich besonders, dass sowohl die Grünen als auch die CDU mir ihre Unterstützung zugesagt haben. Für eine nachhaltige Entwicklung im ländlichen Raum ist parteiübergreifendes Handeln notwendig. Moringen hat das Potential mit Mitwirkung aller Bevölkerungsgruppen langfristig zukunftsfähig sein.
Mein Ziel ist es, Moringen als liebenswerte Stadt attraktiv und lebenswert zu erhalten und sie mit Bedacht durch die kommenden Jahre zu geleiten. Mit der Unterstützung meiner Familie, der Politik und der Bürgerinnen und Bürger möchte ich diese Aufgabe gern angehen.
Es macht mir Mut, mit wie viel Freundlichkeit und Offenheit mich die Moringer bei den zahlreichen Begegnungen in den letzten Wochen aufgenommen haben und ich freue mich auf viele weitere Gespräche.
Welche Erfahrungen bringen Sie für das Bürgermeisteramt mit?
Bei der Wirtschaftsförderung Region Göttingen GmbH habe ich mich in den letzten Jahren eingehend mit den Themen Fachkräftemangel, Auswirkungen des demographischen Wandels und den veränderten Marktstrukturen durch den Internethandel auseinandergesetzt. Diese Entwicklungen haben maßgeblichen Einfluss auf die Unternehmen und die Infrastruktur unserer Kommunen. Diese Erfahrungen möchte ich gern einbringen und eng mit den Moringer Unternehmen aber auch mit den Bildungseinrichtungen auf kommunaler Ebene und im Landkreis zusammenarbeiten. Dafür bringe ich ein umfassendes Netzwerk aus Kontakten in die Arbeitsverwaltung, die Kreisverwaltungen Northeim und Göttingen und zu verschiedenen kommunalen und überregionalen Wirtschaftsförderungseinrichtungen sowie Unternehmen in der Region mit.
Meine langjährige Tätigkeit im gehobenen allgemeinen Verwaltungsdienst beim Landkreis Göttingen hat mir einen umfassenden Einblick in alle Bereiche der Kommunalverwaltung ermöglicht. Ich war unter anderem acht Jahre im Hauptamt für Stellenpläne, Organisationsuntersuchungen und Wahlen zuständig. Da auch die Kommunen einem zunehmenden Kostendruck unterliegen, habe ich mich nach meiner Weiterbildung zur Verwaltungsbetriebswirtin eingehend mit dem neuen Haushaltsrecht Kostenrechnung und Controlling auseinandergesetzt. Diese Kenntnisse konnte ich in meinem Aufgabenbereich in der Wirtschaftsförderung vertiefen.
Dort habe ich sowohl die unterschiedlichsten Förderrichtlinien als auch die politischen und gesetzlichen Entscheidungswege bis auf die Landes-, Bundes- und EU-Ebene kennen und nutzen gelernt. Dieses Wissen über Zuschussmöglichkeiten ist gemeinsam mit meinem umfassenden Netzwerk auch in einer Stadt wie Moringen hilfreich für Veränderungs- und Entwicklungsprozesse.
Als Leiterin der Verwaltung kommen mir meine Erfahrungen aus der inneren Struktur des Landkreises, der hervorragenden Teamarbeit in der Wirtschaftsförderung sowie Fortbildungen für Konfliktmanagement und Mediation zugute.
Was möchten Sie für Moringen verändern oder verbessern?
Unsere Gesellschaft schrumpft und wird dabei älter, bunter und weiblicher, das gilt auch für Moringen. Das Durchschnittsalter steigt und häufig bleiben die Frauen allein zurück. Durch günstige Mieten ziehen zeitgleich Menschen unterschiedlichster Herkunft in unsere Region, die in die Gemeinschaft integriert werden müssen. Dabei ist es wichtig den Bedürfnissen aller Bevölkerungsgruppen Rechnung zu tragen.
Damit unsere Einwohnerschaft vielfältig bleibt, muss dieser Prozess gestaltet werden. Dabei gilt es in erster Linie ein familienfreundliches Umfeld zu schaffen um junge Familien, die ein ländliches Umfeld häufig sehr schätzen, zu gewinnen und zu halten. Wichtig sind individuelle Kinderbetreuungsangebote, eine gute Schulinfrastruktur und Freizeitmöglichkeiten. Diese Faktoren sind in Moringen mit drei Kindertagesstätten, einer Grundschule und einer weiterführenden Schule die sogar das Abitur ermöglicht dem Grunde nach gegeben. Auch gibt es eine breite Vereinslandschaft, Spielplätze und ein Freibad. Diese Einrichtungen gilt es trotz enger Finanzmittel zu pflegen und zu erhalten. Dafür möchte ich mich einsetzen.
Natürlich gilt es auch die Seniorinnen und Senioren, mit Ihrem Wissen, ihren Erfahrungen und auch ihren Bedürfnissen in die Entwicklung einzubeziehen. Ältere Menschen brauchen Kommunikationsmöglichkeiten, Einkaufsgelegenheiten und eine umfassende medizinische und pflegerische Betreuung, damit sie so lange wie möglich selbstbestimmt leben können. Die Grundvoraussetzungen dafür sind in Moringen vorhanden, aber sind die für die Zukunft ausreichend? Das gilt es im Auge zu behalten.
Wichtig ist darüber hinaus ein hoher Grad an Mobilität für alte und junge Menschen, damit diese selbständig sein können. Dafür braucht es Initiativen und Alternativen zum Individualverkehr. Ein einfaches und gelungenes Projekt ist hier das Moringer Einkaufstaxi. Dieser Einsatz wird sich lohnen, denn ausreichende Mobilität erhöht die Akzeptanz vor allem junger Menschen, ihre Kleinstadt und ihr Dorf als lebenswert zu empfinden und sich dort zuhause zu fühlen.
Außerdem muss der Dialog zwischen den Generationen aufrecht erhalten bleiben. Gute Beispiele sind bereits vorhanden. So wird in Thüdinghausen generationen- und vereinsübergreifend ein Dorfgemeinschaftshaus betrieben. Ebenso beleben die Feuerwehren, Sportvereine und anderen Verbände unsere Gesellschaft Solche Initiativen gilt es zu unterstützen und zu fördern.
Ich plane darüber hinaus, noch im Vorfeld der Wahl eine möglichst breite Bürgerbefragung zu ihren Wünschen und Zielen für Moringen durchzuführen. Die Fragebogen hierzu werden in Kürze bei Veranstaltungen und im direkten Dialog verteilt und können an zentralen Sammelstellen zurückgegeben werden.
4. Was ist das Besondere an Moringen und Moringens Bürgern?
Ich glaube, dass sich der „Moringer“ nur wenig von dem „Hardegser“ oder dem „Nörten-Hardenberger“ unterscheidet. Diese drei sind wie alle anderen südniedersächsischen Städte und Gemeinden leistungsfähig und haben viel Potential. Sie sind nicht nur Wohngebiete für die Oberzentren Göttingen und Northeim.
Hier sind Industriebetriebe, sowie eine Vielzahl kleiner Handwerks-, Handel- und Dienstleistungsbetriebe ansässig. Sie prägen die Region und sorgen für wohnortnahe Arbeitsplätze. Ein erhebliches Potential bietet auch die Landwirtschaft, die unsere Kulturlandschaft optisch prägt. Es gilt diese Werte zu erkennen, zu erhalten und zu stärken. Teilweise ist uns der Wert unserer regionalen Gemeinschaft und ihrer Ressourcen ein wenig abhanden gekommen und muss wieder sichtbar gemacht werden. Wir müssen selbstbewusster an uns und unsere Region glauben, dann haben wir eine Chance uns weiter zu entwickeln und die Angst vor Überfremdung und Identitätsverlust schwindet. Wir müssen in den Dörfern zusammenrücken und uns gegenseitig unterstützen, darüber hinaus müssen wir aber interkommunal wo immer es geht zusammen arbeiten und über den Tellerrand schauen. Da wo es bereits gemeinsame Ansätze gibt, wie in der Pflege, der Jugendarbeit und in zahlreichen Vereinen, müssen diese aufrecht erhalten und ausgeweitet werden.
Als Bürgermeisterin möchte ich diesen Prozess begleiten und für alle Belange der Bürgerinnen und Bürger immer ein offenes Ohr haben.