Rede für den politischen Aschermittwoch am 05.03.2014

Politik für Morgen oder Zokunft – Mer spingse watt kütt (das Motto des Kölner Karnevals); heißt so viel wie Zukunft, wir schauen durchs Schlüsselloch, was kommt
Das Thema ist ja eigentlich per se meins, denn so ich ihr Vertrauen habe, werde ich als Bürgermeisterin Moringen und die Moringer in die Zukunft begleiten.
Trotzdem habe ich mich ein bisschen schwer getan, bei der Vorbereitung meiner Rede, denn wer kann schon in die Zukunft sehen und wer möchte das schon, bei Allem, was uns prophezeit wird. Das Bild, das die Zeitungen und Prognosen für unsere Region aufzeigen sieht düster aus. Leere Häuser, kaum mehr Menschen und wenn, dann nur Alte mit Rollatoren auf den Straßen. Selbst im Kölner Karneval gab es einen Wagen mit dem letzten Kölner und im Fredelsloher Karneval einen Vorschlag für rationellere Altenpflege.
Andererseits war ich in den letzten Wochen viel unterwegs, zu Hausbesuchen in Behrensen, auf dem Kirchberg, in Großenrode, in Oldenrode und in Thüdinghausen, beim Karneval der Kolpingfamilie in Moringen und beim Büttenabend in Fredelsloh. Außerdem war ich mit Herrn Kühne bei der Firma Piller in der Ausbildungswerkstatt.
Die vielen Begegnungen, die unterschiedlichen Menschen, Initiativen, Vereine machen mir Mut. Zukunft für Moringen kann und soll anders aussehen. Gemeinsam können wir Moringen gut aussehen lassen. Dazu können wir Alle etwas beitragen.
Was ist es, das ich dazu beitragen kann.
Zunächst habe ich mit meinem Verwaltungsstudium und allem was ich danach gemacht habe die notwendige berufliche Qualifikation für dieses Amt. Aber ich repräsentiere auch den „Durchschnittssüdniedersachsen“. Ich bin durchschnittlich alt, verheiratet, habe Kinder und bin in der Region aufgewachsen. Ich lebe in Wolbrechtshausen, gerade nahe genug dran, um zu wissen, wie die Menschen hier ticken und weit genug weg, um unvoreingenommen und unparteiisch an die Aufgabe heran zu gehen. Wie viele andere Frauen habe ich über viele Jahre hinweg den Spagat zwischen Familie, Beruf und Ehrenamt im Mütterzentrum Nörten geschafft. Das war nicht immer ganz einfach, wie sicherlich viele Frauen aus eigener Erfahrung bestätigen können. Mit Hilfe meiner Familie, hervorragender Nachbarschafts-unterstützung hat es aber funktioniert.
Jetzt ist es an der Zeit, Anlauf zu nehmen und meine Kenntnisse und Erfahrungen für Moringen einzubringen und mich verantwortlich als Bürgermeisterin zu engagieren.
Als die CDU, allen voran unser Ortsbürgermeister Werner Thiele, im November die Anfrage an mich herangetragen hat, als parteilose Bürgermeisterkandidatin für Moringen anzutreten, fiel mir die Entscheidung nicht schwer. Natürlich hatte ich ein paar schlaflose Nächte und eine lange Diskussion mit meiner Familie. Doch dann stand für mich fest: Bürgermeisterin hier in Moringen zu sein ist eine spannende Herausforderung, das möchte ich.
Aber für eine nachhaltige Entwicklung im ländlichen Raum ist parteiübergreifendes Handeln notwendig. Deshalb freut es mich besonders, dass auch die Grünen und die Bürgerinitiative Moringen 21 mir ihre Unterstützung zugesagt haben.
Mein Ziel ist es, Moringen als liebenswerte Stadt, so wie ich sie kenngelernt habe, attraktiv und lebenswert zu erhalten. Ich will sie mit Bedacht durch die kommenden Jahre leiten.
Dafür brauche ich Ihre Unterstützung .
Die Freundlichkeit und Offenheit mit der Sie mich bei den zahlreichen Begegnungen in den letzten Wochen aufgenommen haben, lässt mich auf Ihre Mitarbeit hoffen. Diese Offenheit und Bereitschaft mir Informationen zu geben, mich über Ihre Wünsche und Ziele zu informieren ist es, was ich brauche. Schon jetzt habe ich einen regen Rücklauf auf die initiierte Umfrageaktion. Das hilft mir, die weiteren Schritte zu gehen. Ich freue mich auf viele weitere Gespräche, auch nachher gleich im Anschluss.
Was gilt es für Moringen zu beachten, zu verändern oder zu verbessern?
Als erstes werde ich einen runden Tisch der Unternehmer einrichten und sehen, was es für einen Bedarf zum Beispiel an Informationen zum Betriebsübergang oder zur Gewinnung von Fachkräften gibt. Aus meiner beruflichen Praxis weiss ich, dass schon eine einfache Initiative viel bewirken kann.
Bei der Wirtschaftsförderung habe ich mich in den letzten Jahren eingehend mit den Themen
auseinandergesetzt.
Hieraus ergeben sich Handlungsprämissen für die Unternehmen und auch die Kommune. Diese müssen erkannt und umgesetzt werden. Dabei werde ich eng mit den Moringer Unternehmen aber auch mit den Bildungseinrichtungen auf kommunaler Ebene und im Landkreis zusammenarbeiten. Ich bringe ein großes Netzwerk mit. Meine Kontakte zur Arbeitsagentur, zu den Kreisverwaltungen Northeim und Göttingen und zu verschiedenen kommunalen und überregionalen Wirtschaftsförderungseinrichtungen sowie Unternehmen in der Region werden ein schnelles Handeln möglich machen.
Dann werde ich mich dafür einsetzen, dass Sie miteinander in´s Gespräch kommen.
Damit deutlich wird, warum das notwendig ist, werde ich doch noch einmal auf den demographischen Wandel zurück kommen.
Unsere Gesellschaft schrumpft, das können wir kaum aufhalten, denn die Kinder die schon in den letzten Jahren nicht geboren wurden, können morgen keine Kinder bekommen, das ist leider so. Wir werden immer älter und häufig bleiben die Frauen zurück. Das habe ich in den vergangenen Wochen bei meinen Hausbesuchen bereits bestätigt gesehen.
Gleichzeitig ziehen durch günstige Mieten und das lebenswerte Umfeld Menschen unterschiedlichster Herkunft in unsere Region, die in die Gemeinschaft integriert werden müssen, das ist wichtig und gut so.
Dadurch wird unsere Gesellschaft älter, bunter und weiblicher. Das ist auch eine Chance.
Es gilt den Bedürfnissen Aller Rechnung zu tragen und sie mit in die Zukunft zu nehmen.
Damit unsere Einwohnerschaft vielfältig bleibt, muss dieser Prozess gestaltet werden.
In den Gesprächen in den letzten Wochen sind folgende wichtige Punkte immer wieder genannt worden:
Ersten: ein familienfreundliches Umfeld zu schaffen ist notwendig, um junge Familien, die ein ländliches Umfeld häufig sehr schätzen, zu gewinnen und zu halten.
Wichtig sind individuelle Kinderbetreuungsangebote, eine gute Schulinfrastruktur und Freizeitmöglichkeiten. In den Fragebögen die aus meiner Umfrageaktion zurück gekommen sind, spiegelt sich genau dieses Bild wieder.
In Moringen gibt es drei Kindertagesstätten, eine Grundschule und eine weiterführenden Schule die sogar das Abitur ermöglicht. Damit sind wir gut aufgestellt. Auch gibt es eine breite Vereinslandschaft, zahlreiche Spielplätze und ein Freibad. Diese Einrichtungen gilt es trotz enger Finanzmittel zu pflegen und zu erhalten. Dafür werde ich mich einsetzen.
Zweitens: Ältere Menschen brauchen Kommunikationsmöglichkeiten, Einkaufsgelegenheiten und eine umfassende medizinische und pflegerische Betreuung, damit sie so lange wie möglich selbstbestimmt leben können. Die Grundvoraussetzungen dafür sind in Moringen vorhanden, aber sind die für die Zukunft ausreichend? Das gilt es im Auge zu behalten und sorgfältig zu planen.
Drittens: Wichtig ist darüber hinaus ein hoher Grad an Mobilität für alte und junge Menschen. Diese sollen selbständig sein können. Dafür braucht es Initiativen und Alternativen zum Individualverkehr. Ein einfaches und gelungenes Projekt ist hier das Moringer Einkaufstaxi. So etwas muss auf die Dörfer ausgeweitet werden.
Der Einsatz für mehr Mobilität wird sich lohnen, denn das erhöht die Akzeptanz vor allem junger Menschen, ihre Kleinstadt und ihr Dorf als lebenswert zu empfinden und sich dort zuhause zu fühlen. Als zweiten Schritt möchte ich mich deshalb für Anrufsammeltaxen ab dem Northeimer Bahnhof einsetzten. Auch ein Punkt den ich in den Fragebögen und den persönlichen Gesprächen wieder finde.
Viertens Der Dialog zwischen den Generationen muss aufrecht erhalten bleiben. Gute Beispiele sind bereits vorhanden. So wird beispielsweise in Thüdinghausen generationen- und vereinsübergreifend ein Dorfgemeinschaftshaus betrieben.
Ebenso weiss ich aus eigener Erfahrung, dass die Feuerwehren, Sportvereine und anderen Verbände unsere Gesellschaft beleben. Solche Initiativen müssen unterstützt und gefördert werden. Es sollte möglich sein im Rahmen der Leader-Förderung oder auch dem Südniedersachsenplan hier Projekte und Initiativen zu fördern.
Im Vorfeld der Wahl werde ich meine Bürgerbefragung zu Wünschen und Zielen für Moringen fortsetzen. Die Fragebögen können Sie auch heute hier erhalten und mir schicken oder an zentralen Sammelstellen zurückgegeben.
Moringen ist leistungsfähig und hat viel Potential. Es ist nicht nur Wohngebiet für die Oberzentren Göttingen und Northeim.
Es gibt Industriebetriebe, sowie eine Vielzahl kleiner Handwerks-, Handel- und Dienstleistungsbetriebe ansässig. Sie prägen die Region und sorgen für wohnortnahe Arbeitsplätze. Ein erhebliches Potential bietet auch die Landwirtschaft, die unsere Kulturlandschaft optisch prägt. Es gilt diese Werte zu erkennen, zu erhalten und zu stärken. Teilweise ist uns der Wert unserer regionalen Gemeinschaft ein wenig abhanden gekommen und muss wieder sichtbar gemacht werden. Wir müssen selbstbewusster an uns und unsere Region glauben, dann haben wir eine Chance uns weiter zu entwickeln und die Angst vor Überfremdung und Identitätsverlust schwindet. Wir müssen in den Dörfern zusammenrücken und uns gegenseitig unterstützen, darüber hinaus müssen wir aber interkommunal wo immer es geht zusammen arbeiten und über den Tellerrand schauen. Da wo es bereits gemeinsame Ansätze gibt, wie in der Pflege, der Jugendarbeit und in zahlreichen Vereinen, müssen diese aufrecht erhalten und ausgeweitet werden.
Als Bürgermeisterin möchte ich aber vor allen Dingen eines, nämlich für alle Belange der Bürgerinnen und Bürger immer ein offenes Ohr haben.